Vorlesemonitor 2023: Vorlesen gestaltet Welten – heute und morgen

Deutsche Bahn Stiftung/Oliver Lang

Seit 2004, jährlich flankierend zum  Bundesweiten Vorlesetag, untersuchen DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung das bundesweite Leseverhalten.

Durch die Befragung von über 800 Eltern gibt der Vorlesemonitor Aufschluss über die Vorlesepraxis in Familien, zieht Rückschlüsse im Vergleich zu den letzten Jahren und analysiert Vorlesebiografien und Risikofaktoren, sowie den Einfluss der Verfügbarkeit von Vorlesestoff – sowohl in Bezug auf analoge als auch digitale Angebote. 

Am Mittwoch, 11.10.23 wurden die Ergebnisse des Vorlesemonitors 2023 vorgestellt.

Eine zentrale Erkenntnis ist, die akuten Handlungsbedarf mit sich bringt: Mehr als ein Drittel der Eltern lesen ihren Kindern nur selten oder gar nicht vor. 

Aber der Vorlesemonitor zeigt auch Lösungswege: Durch Buchgeschenke sowie Ausleihmöglichkeiten ist die Chance höher, dass Kindern in Familien vorgelesen wird. Außerdem kann es „vererbt“ werden: Kinder, die heute Vorlesen erleben, geben diese Erfahrungen morgen selbst aktiv weiter.

Vorlesemedien müssen präsent sein und parat liegen 

Der Vorlesemonitor hat auch in diesem Jahr Faktoren untersucht, die Vorlesen begünstigen können. Ein zentrales Ergebnis: Neben den Eltern selbst können auch Impulse von außen einen Unterschied machen. Durch Buchgeschenke von verschiedenen Seiten halten Bücher Einzug in Familien und machen es wahrscheinlicher, dass dort regelmäßiger vorgelesen wird.

„Egal von wem und wo: Bücher können in Familien die Lust auf Vorlesen wecken. Kleine Aufmerksamkeiten in Form von Büchern – egal ob innerhalb der Familie oder seitens Arbeitgeber*innen, ärztlichen Praxen oder beim Einkauf – können also einen Unterschied machen! Genauso können Ausleihmöglichkeiten in Schule und Kita das Lesen befeuern – hier gibt es noch viel ungenutztes Potential, das wir alle nutzen sollten!“ (Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR der Deutschen Bahn und Beauftragter Leseförderung der Deutsche Bahn Stiftung)

In seiner Funktion als Beauftragter der Leseförderung für die Deutsche Bahn Stiftung war Jürgen Kornmann einer der Podiumsgäste des Vorlesemonitors. Er betonte weiterhin Ausleihmöglichkeiten in Schule und Kita ebenfalls das Vorlesen fördern und diese Angebote tatsächlich wahrgenommen werden. Da viele Familien zu Hause nur wenige Bücher haben, ist dies ein zentraler Weg, um Bücher und Geschichten in die Familien zu bringen und dort das Vorlesen oder später das eigene Lesen anzuregen. 

Das Problem sei aber, dass  viele Eltern die vielfältigen Möglichkeiten, wie sie an mehr Vorlesestoff kommen, nicht kennen. Hierbei sieht Kornmann ganz klar drei Hebel: 

1. Sollten  Einrichtungen diese bekannter machen.
2. Das gemeinsame Kita-Projekt „einfach vorlesen“ von Deutsche Bahn Stiftung und Stiftung Lesen setzt genau hier an. Ziel ist es, Kita-Fachkräfte bundesweit für eine qualitativ hochwertige, regelmäßige Sprach- und Leseförderpraxis zu befähigen, um Familien ohne gelebte Vorlesepraxis mit passfähigen Angeboten zu erreichen.
3. Die Vorlese-Webseite und App „einfach vorlesen“ bietet wöchentlich neue altersgerechte und kostenlose Vorlesegeschichten, inkl. Erinnerungsservice für die Nutzer:innen.

Vorlesen fördern durch Stärkung der Kinder

Auch zeigt die Erhebung in diesem Jahr, dass Kinder oft selbst das Vorlesen einfordern, vor allem in Familien, in denen Eltern noch selten vorlesen und entsprechende Rituale fehlen. Das fordert vor allem diejenigen, die Kinder außerhalb der Familien betreuen und begleiten. Denn sie können Vorlesen erlebbar machen und Kinder ermutigen, das Vorlesen auch zu Hause einzufordern. Auch alle, die direkten Kontakt zu Eltern haben, können dazu animieren und Hilfestellungen geben.

„Wir brauchen noch mehr Vorleseanlässe, besondere und wiederkehrende Vorleseevents in (Grund-) Schulen, in Büchereien und an vielen weiteren Orten. Hier wird Vorlesen zum Erlebnis und die Kinder werden diese positiven Erfahrungen mit in ihre Familien nehmen.“ Aktionstage wie der Bundesweite Vorlesetag und das Engagement vieler freiwilliger Vorlesenden seien daher ideal, allen zu zeigen, wie großartig Vorlesen ist. Kinder, die das erleben, können so zum Vorlesen in ihren Familien „anstiften“. (Sandra Kreft, Mitglied der Geschäftsleitung der ZEIT Verlagsgruppe)

Vorlesen fördern in die nächste Generation hinein

„Vorlesen ist über Generationen hinweg bedeutsam und verbindet die Lebenswelten von Eltern, Kindern und perspektivisch deren Kinder – häufig, auch wenn Eltern eine formal geringe Bildung haben. Kindern, denen heute vorgelesen wird, sind die Vorlesenden von morgen! So prägt das Vorlesen nicht nur Individuen, sondern auch die Gesellschaft – heute und in Zukunft!” fasst Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, ein weiteres zentrales Ergebnis des Vorlesemonitors 2023 zusammen. Das „Vererben“ von Vorlesen sei ein ermutigender Befund, so Maas. „Nach wie vor müssen wir aber noch viel machen und dürfen uns auf diesen Lichtblicken nicht ausruhen! Flächendeckende Allianzen und gesellschaftlicher Wandel sind weiterhin das Ziel! Wir brauchen eine Gesamtstrategie für Lesen und Bildung in Deutschland.


Mit vereinten Kräften fördern

Auch in diesem Jahr unterstützt Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lesen, den Vorlesemonitor und die Forderungen nach Veränderung. Er betont: „Bildung fängt mit Vorlesen an. In 36 Prozent der Familien erhalten Kinder wenige oder gar keine Impulse durch Vorlesen. Das ist eine alarmierend hohe Zahl. Denn Kinder, denen nicht vorgelesen wird, lernen sehr viel schwerer selber lesen. Das wirkt sich negativ auf ihre Chancen und den gesamten Lebensweg aus. Vorlesen ist ein Fundament für ein selbstbestimmtes, freies Leben. Damit alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland sicher lesen lernen, müssen wir die Sprach- und Lesekompetenz von klein auf fördern.“

Über den Vorlesemonitor

Seit 2004 rufen die Wochenzeitung DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung zum Bundesweiten Vorlesetag auf. Seit 2007 flankiert der Vorlesemonitor als etablierte Bildungsstudie den Aktionstag aus Forschungssicht. 833 Eltern wurden daher auch in diesem Jahr zu ihrem Vorleseverhalten befragt. 

Der Vorlesetag am  17. November 2023

Bereits seit 2004 findet jährlich im November der Bundesweite Vorlesetag statt. Er ist Deutschlands größtes Vorlesefestival, bei dem bundesweit große und kleine Vorleseaktionen  auf die Bedeutung des Vorlesens und Zuhörens aufmerksam machen.

Am 17. November 2023 findet er bereits zum 20. Mal statt. Die Deutsche Bahn Stiftung ruft zusammen mit der Stiftung Lesen und DIE ZEIT alle Interessierten dazu auf, Groß und Klein vorzulesen und sich anzumelden. 

Vorlesen ist wichtig: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, lernen selbst leichter lesen und haben es damit leichter in der Schule und auf ihrem späteren Berufsweg. Lesen ist nicht nur eine Grundkompetenz für gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe: Gemeinsames Lesen verbindet Menschen, schafft Nähe, Geborgenheit und Vertrauen – zusammen ein wertvolles Gut besonders in schwierigen Zeiten.

Zum Bild unten:

Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Pressekonferenz von Prof. Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin Institut für Lese- und Medienforschung Stiftung Lesen, präsentiert (m.). Hier mit den Redner:innen Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lesen (z.v.r), Sandra Kreft, Mitglied der Geschäftsleitung der ZEIT Verlagsgruppe (z.v.l.), Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen (r.) sowie Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR Deutsche Bahn und Beauftragter Leseförderung Deutsche Bahn Stiftung (l.).

 

 

Deutsche Bahn Stiftung/Oliver Lang

Begrüßung der Initiatoren zum Bundesweiten Vorlesetag am 20.11.2020.  

Herzlich Willkommen zum Bundesweiten Vorlesetag. Die Initiatoren Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer der ZEIT Verlagsgruppe, Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und Beiratsvorsitzender der Deutsche Bahn Stiftung, sowie Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, begrüßen Sie zu Deutschlands größtem Vorlese-Event mit "Digitalem Vorlesefestival".

Märchen in 13 Sprachen: Am 20. November 2020 ist Bundesweiter Vorlesetag. 

Passend zum diesjährigen Thema des Bundesweiten Vorlesetags "Europa und die Welt" wurde das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten“ in 13 Sprachen gelesen und auf Video für Sie festgehalten. Es begrüßt und liest Dr. Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Vorlesen macht Spaß und verbindet - egal wo und in welcher Sprache!

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Foto: Deutsche Bahn Stiftung / Pablo Castagnola

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